"Wer singt denn da so grässlich?", fragte das Eichhörnchen irritiert, als die beiden in der Küche waren. "Och, das ist Puh, der sitzt gerade in der Badewanne. Da kann man nichts machen, so ist er eben", seufzte Zwitschi und zeigte Hüpf, wo das Geschirr stand. "Ich schau' intzwischen mal, ob mit der Torte noch alles in Ordnung ist." Schon zog der kleine Vogel mit dem Schnabel an der Kühlschranktür. "Mach dich weg da und schnapp dir die Servietten", sagte das Eichhörnchen, dem schwante, dass die Torte nur so lange in Ordnung war, wie Zwitschi nicht dran kam. "Ist ja schon gut, ich werde die hässlichen grün gepunkteten Papierfetzen nehmen, wenn du unbedingt darauf bestehst. Aber eines steht fest, sie werden mir bestimmt nicht schmecken." "Dann habe ich also die richtige Aufgabe für dich gefunden", feixte Hüpf und schnappte sich die Teller.
Stachelchen hatte inzwischen mit Willy einen großen Strauß Astern gepflückt und sie auf den Tisch gestellt. "Wenn Puh nicht bald die Torte bringt, fress' ich die Blumendeko!", verkündete Zwitschi nach ein paar Minuten und sah begierig auf den Strauß. "Jetzt wird es langsam höchste Zeit", lachte Willy, "sonst verschmachtet Zwitschi noch." "Nicht nur Zwitschi", sagte die Krähe, der auch schon vor Hunger der Magen kknurrte. "Wo steckt er denn bloß", wunderte sich Hüpf, "so lange kann doch so ein zwergisches Schaumbad nicht dauern." "Wenn du wüsstest", stöhnte Zwitschi, der seine eigenen Erfahrungen gemacht hatte, "er schläft regelmäßig in der Wanne ein. Am besten, ich rufe ihn und schaue bei dieser Gelegenheit gleich mal nach der Torte. Es könnte ja sein ..." "Kommt nicht infrage", protestierte Willy, "ich gehe." Und damit verschwand der Kauz im Zwergenhaus. "Sollte ich mich nicht doch mal um die Torte kümmern?", fragte der kleine Vogel in die Runde. Aber er erntete keine Zustimmung. "Ich hab's ja nur gut gemeint", war er verärgert und fraß wütend ein Asternblatt. "Nicht gerade eine Delikatesse!", der kleine Vogel flog hastig zum Springbrunnen um es hinunter zu spülen.
"Puh! Puhuh, deine Gäste verhungern! Benimmt sich so ein guter Gastgeber?" Keine Antwort. "Puh, wo steckst du denn?" Immer noch keine Antwort. Jetzt stieg in Willy die Panik hoch. Vielleicht saß der Wichtel ja im Kühlschrank und verputzte die Torte. Das musste er untersuchen. Gerade wollte er die Kühlschranktür mit seinem Schnabel aufreißen, da ... "Schnabel weg! Hab' ich's doch gewusst, dass man dir auch nicht trauen kann", schimpfte Hüpf, der dem Kauz heimlich gefolgt war. "Es, es, es ist nnnicht, dddas, wonach es aussieht", brachte Willy stotternd hervor, "ich suche Puh." "Eine dümmere Ausrede ist dir wohl auf die Schnelle nicht eingefallen?", fragte das Eichhörnchen wütend. "Aber ich such' ihn doch wirklich, gerade wollte ich nachschauen, ob er nicht bei der Torte sitzt." "Willy, bemüh dich nicht", sagte Hüpf und schmunzelte. Für wie dumm hielt ihn der Kauz eigentlich? "Quak, quak, hallo Willy, hallo Hüpf, quak, ihr sucht mich quak, hier bin ich", quakte da ein dicker grüner Frosch, der fröhlich aus dem Badezimmer gesprungen kam. "Nee, dich sucht keiner, wir suchen Puh", lachte das Eichhörnchen. "Quak, erkennt ihr mich, quak denn nicht, quak, hier steh' ich quak doch groß und breit, ich euer Puh", beteuerte der Frosch. "Hä? Hab' ich etwa was verpasst? Das war doch heute ohne Kostüme oder nicht?", fragte Willy verwirrt. "Kostüme quak? Was quakt ihr denn eigentlich quak hier herum quak." "Wir und quaken, du quakst hier die ganze Zeit", protestierte Hüpf, "Also wirklich Puh, zieh den grünen Frack da aus und bring die Torte endlich in den Garten. Zwitschi frisst schon an den Astern herum." "Wieso Torte quak.? Mir ist quak nicht nach Torte quak. Wie quak wäre es mit einer dicken fetten quak Fliege?" Willy und Hüpf warfen sich verständnislose Blicke zu. "Ich fühl' mich irgendwie quak so komisch heute quak, ich glaube, ich brauche dringend eine Abkühlung quak im Springbrunnen. Macht's quak gut Freunde!" Und damit verschwand Puh, der Frosch.
"Verstehst du das", war Hüpf verwundert. Willy schüttelte den Kopf. Dann gingen die beiden ins Badezimmer. "Puh's Badeschaum für streichelzarte Haut", las das Eichhörnchen auf einer offenen Flasche. "Was für 'n Hautzartmacher?" erkundigte sich Willy. "Keine Ahnung! Ich lese doch nur vor, was hier steht." "Ach so, ich dachte schon, du verstehst etwas davon", brummelte der Kauz. "Muss ich das? Mein Fell ist auch ohne Badeschaum weich und kuschelig genug", erboste sich das Eichhörnchen. "Ich hab's nicht so gemeint", entschuldigte sich Willy und verdrehte die Augen. War Hüpf heute wieder mal empfindlich. "Schon gut, tut mir leid, dass ich so aufbrausend war", meinte das Eichhörnchen und strich Willy übers Köpfchen, "aber wenn es um mein kuscheliges Fell geht ..." "Siehst du eigentlich die grünen Bläschen hier aufsteigen?", machte der Kauz seinen rotbraunen Freund auf das ungewöhnliche Schauspiel in der Zwergenbadewanne aufmerksam. "O ja, ich sehe sie! Wahrscheinlich ist da wieder mal etwas in Puh's Hexenküche schief gegangen", stellte Hüpf fest und zog die Stirn kraus. "Das wäre nichts Neues. Erst vor drei Wochen hat er sich seine Zähne mit seiner neuen Super-weiß-Zahncreme grün gefärbt. Ich weiß ganz genau, warum ich mir meine Schnabelpolitur von der klugen Eule Agathe zubereiten lasse", berichtete Willy und folgte Hüpf in den Garten.
"Wo ist die Torte? Hat Puh sie etwa aufgemampft und kommt nicht mehr vom Sofa hoch?", fragte Zwitschi und sah die beiden verärgert an. Er hatte ein ganz mieses Gefühl. "Ach was Torte, wir haben ein ganz anderes Problem! Puh hat sich in einen Frosch verwandelt", sagte Hüpf. "Prima! Dann futtern wir eben ohne ihn. Für Backwaren hat er sicherlich keinen Sinn - eher für Fliegen, Käfer und anderes Getier. Übrigens, wo ist die Torte?" "Kannst du eigentlich nur ans Futtern denken", beschwerte sich Willy. "Nicht nur", beruhigte ihn Zwitschi, "manchmal hab' ich auch Durst." "Was sagt ihr da? Puh ist ein Frosch?", fragte Gundula, "dann war das wohl Puh, der da geradewegs in den Springbrunnen gehüpft ist." "Ich glaube, er ist gerade wieder rausgesprungen und hat sich ins Gras gesetzt. Seht mal, er hat die Grille dort im Visier", sagte Stachelchen. "Nichts wie hin, wir müssen ihn fangen", schrie Hüpf und rannte los, Stachelchen hinterher. "Freunde, wir können eh nichts machen. Da könnten wir uns doch inzwischen der Torte widmen", schlug Zwitschi vor. Wieder erntete er keine Zustimmung. Gundula flatterte ins Zwergenhaus und Willy hinterdrein. Der kleine Vogel schloss sich ihnen an. Es war besser, wenn er ein wachsames Auge auf sie hatte. Denn auch die Krähe hatte schon zugegeben, dass sie hungrig war.
Doch die beiden kramten in Puhs Büchern: "Was macht ihr denn da", wollte Zwitschi wissen. "Frosch, Frosch, Frosch", murmelte Gundula, "Rückgängig machen eines Froschzaubers. Hier steht's." "Wollen wir nicht damit warten, bis die Torte verteilt ist? Bevor ihr protestiert, denkt daran, es bleibt mehr für uns und vor allem für mich", gab Zwitschi zu bedenken. Willy warf ihm einen vernichtenden Blick zu. "Habt ihr was", schrien Stachelchen und Hüpf von draußen, die den zappligen Frosch kaum bändigen konnten. "Springbrunnen quak, will Springbrunnen!", quakte der lautstark. Zwitschi, Willy und Gundula zerrten das große Zauberbuch in den Garten. "So ein Mist, diese Sprüche können nur Zwerge und Kobolde vorlesen", überlegte Willy. "Wir müssen's mit unserem kleinen Froschkönig hier versuchen. Komm Puh lies das vor", sagte Gundula, während Stachelchen und Hüpf Puh, den Frosch, auf die aufgeschlagene Seite des Zauberbuches setzten. "Los geht's", ermutigte Hüpf den Froschzwerg.. und Puh, der Frosch, versuchte es tatsächlich:
"Aus dem quak Frosch quak werde wieder ein quak Zwerg!
Fertig quak quak ist das Zauberwerk."
"Es funktioniert nicht", seufzte Stachelchen. "Das liegt bestimmt an seinem unqualifizierten Gequake", stöhnte Willy. "Puh lies doch noch mal ohne quak", bat Hüpf. Doch so sehr sich der Froschzwerg auch mühte, es klappte nicht. Zum Schluss wurde er ärgerlich und tauchte wieder im Springbrunnen unter. "Zwitschi, schnapp dir den Wünschelbesen und flieg zu Kobold Wuschel", forderte die Krähe den kleinen Vogel auf. "Wieso denn immer ich", protestierte der. "Weil der, der fliegt, das größte Stück von der Torte kriegt", sagte Stachelchen. Mehr Aufforderungen brauchte es nicht. Zwitschi schnappte sich den Wünschelbesen und war in einem Hui verschwunden.
Gundula, Hüpf, Stachelchen und Willy bewachten den Springbrunnen. "Hoffentlich kommt es Puh nicht in den Sinn zum Waldsee zu ziehen. Schließlich wohnen dort jede Menge hübsche Froschmädchen", überlegte die Krähe laut. "Halt den Schnabel, der kann uns doch hören!", zischte Hüpf. "Froschmädchen? Quak, auf zur Brautschau!", quakte Puh laut auf und versuchte aus dem Brunnen zu klettern. "Was hast du da bloß wieder angerichtet"; seufzte Hüpf und warf der Krähe einen wütenden Blick zu. "Ich konnte doch nicht wissen, dass Puh gleich jedem Froschschenkel nachrennt", verteidigte sich die Krähe. "Keine langen Reden, verteilt euch um den Brunnen, es wird ernst", rief Stachelchen und er behielt recht. Schon bald steckte Puh sein grünes Haupt aus dem Wasser. Als er versuchte an Stachelchen vorbeizukommen, war er an der falschen Adresse. Auch Hüpf stieß ihn wieder zurück ins Wasser. Doch Puh war schlau. Er testete alle vier Ausstiegsmöglichkeiten. Bei Willy hatte er erfolg. Das Käuzchen hatte gerade eine Wespe vertreiben wollen und war abgelenkt. Unter lautem Gequake hüpfte Puh durch den Garten. "Haltet ihn!", schrie Gundula. Sie versuchten den Frosch von vier Seiten einzukreisen. Doch sie schafften es nicht. Puh hopste über den Gartenzaun "Puh warte doch! Der Waldsee ist nicht halb so schön wie der Brunnen und die Froschdamen sind längst alle vergeben!" schrie Willy. "Waldsee, quak, Waldsee und ein schönes Froschmädchen, quak, das will ich quak", war Puh, der Frosch, störrisch, "die Krähe hat's versprochen quak." "Das war ein Scherz", schrie Gundula verzweifelt. Doch Puhs feuriges Froschherz stand in Flammen: "Euer Puh quak, sucht sich ein Bräutlein", sang er und wollte entschwinden. Da kehrte gerade pünktchen von einem Spaziergang zurück. Das Reh bemerkte die aufgeregt schreienden Freunde, die offenbar hinter einem Frosch her waren. Es verstand erst nichts, stellte aber vorsichtshalber seinen rechten Vorderfuß auf den fliehenden Frosch. "Will Puh den etwa in der suppe haben?", fragte das Reh. "Nee", lachte Willy, der froh war, dass Pünktchen sein Missgeschick ausgebügelt hatte, "das ist Puh." Während die vier Freunde dem Reh berichteten,, kehrte Zwitschi mit Wuschel auf dem Rücken in den Zwergengarten zurück.
"Endlich!" war Pünktchen erleichtert. Das Reh hatte den zappligen Frosch, die ganze Zeit unter seinem Fuß eingeklemmt. "Warte mal noch ‚ne Sekunde", rief Wuschel, "erst muss ich zaubern:
Aus dem Frosch werde wieder ein Zwerg!
Fertig ist das Zauberwerk!"
"Pünktchen, was macht eigentlich dein Fuß auf meinem Kopf", beklagte sich der Zwerg. "Das ist eine lange Geschichte. Am besten wir erzählen sie dir bei einem Stück Schokoladentorte", schlug Gundula vor. "Einverstanden. Setzt euch an den Tisch. Ich hole die Torte aus dem Haus quak. Hä, was'n das?" "Das erzählen wir dir auch nachher", lachte Zwitschi, "nun mach schon, ich kriege schließlich das größte Stück." Und dann saßen sie noch lange beieinander und erzählten Puh die wahrlich zauberhafte Geschichte des zauberhaften Schaumbads.