Der Osterhase saß missmutig an seinem Arbeitstisch und bemalte ein Pappei. "Wieso hab' ich meiner Frau heute Morgen bloß gesagt, dass die Waffeln meiner Mutter viel knuspriger sind als die ihren", murmelte er vor sich hin und blickte wehmütig auf den Ehering, den sie ihm zurückgegeben hatte. Dabei hatten sie erst vor zwei Wochen geheiratet und waren so glücklich gewesen. Vor vier Tagen war es dann zum ersten Ehekrach gekommen, und das nur, weil er sie darauf hingewiesen hatte, dass seine Mutter die Taschentücher viel hübscher faltete und dass der Weichspüler, den sie verwendete, frischer roch. Danach hatten sie sich noch einmal vor zwei Tagen heftig gestritten, weil ihm herausgerutscht war, dass der Möhrenauflauf seiner Mutter viel besser gewürzt war und auch ihr Apfelmus viel cremiger schmeckte. Die Drohung seiner Frau klang noch immer in seinen Ohren. "Noch ein einziges Mal und ich bin weg. Dann kann ja deine Mutter bei dir einziehen!" Und dieses einzige Mal war ihm heute Morgen beim Frühstück passiert. Und nun war sie weg. Ihre junge Ehe schien am Ende zu sein. Und das zwei Wochen vor Ostern.
Das konnte ja ein schönes Fest für die Zauberwaldbewohner werden. Die Plätzchen, Schokoladeneier und Osterküchlein würden ohne die Hilfe seiner Hasenfrau nie im Leben bis Ostern fertig werden. Aber vielleicht freuten sich die Zauberwäldler ja auch über bemalte Pappeier ohne Inhalt? Welch lächerlicher Gedanke! Was konnte er nur tun? Seine Mutter um Hilfe bitten? Niemals! Wenn seine Frau davon Wind bekäme, würde sie nie mehr zu ihm zurückkommen. In Gedanken versunken, malte er sich ein rotes Herzchen auf die linke Vorderpfote und besah es traurig. Seine geliebte kleine Osterhasenfrau, wo mochte sie jetzt stecken? Wahrscheinlich war sie bei einer ihrer Schwestern. Leider hatte sie zwölf davon, und die konnte er vor Ostern nicht alle abklappern. Wenn das Osterfest vorbei war, würde er sie suchen und mit einem großen Strauß Osterglocken um Verzeihung bitten. Und bei einem romantischen Versöhnungspicknick würde er ihr ein herzförmiges Küchlein servieren, darin versteckt, läge ihr Ehering. Aber jetzt hatte er andere Probleme. Der Osterhase stellte den Pinsel ins Wasserglas und legte das Ei zur Seite. Er musste etwas unternehmen, um das diesjährige Osterfest zu retten. Und plötzlich war ihm klar geworden, was das sein würde. Er ging hinüber ins Wohnzimmer, riss seinem Postraben Prestissimo, der friedlich in der Sofaecke döste, eine Feder aus und schrieb einen Brief an Puh. Der Wichtel würde ihm sicherlich gern zur Seite stehen. Auf echte Männerfreundschaften konnte man sich noch verlassen. Als der Brief fertig war, weckte er Prestissimo: "Hier nimm diesen Brief und bring ihn zu Puh in den Zauberwald." Der Postrabe nahm den Brief in den Schnabel und machte sich auf den weg.
Er setzte sich auf die Wiese vor dem Haus des Osterhasen, drehte seine Flügel sieben Mal, wie zwei Rotorblätter und startete. Prestissimo schoss davon wie eine Kanonenkugel. Er sah das Zwergenhaus kurz danach unter sich auftauchen und versuchte verzweifelt einen Bremsschwung einzuleiten. Es misslang gründlich. Der gesamte Zauberwald sauste an ihm vorbei, bevor er endlich austrudelte und im Sinkflug zu Boden glitt. Das war gehörig schiefgegangen. Prestissimo drehte seine Rotorflügel zwei Mal im Kreis und machte sich auf den Rückweg. Er schoss davon, als hätte man einen Pfeil von einer gespannten Sehne schnellen lassen. Das Zwergenhaus tauchte wieder auf. Der Postrabe drehte seine Flügel mit aller Macht rückwärts, doch bevor er endlich zum Stillstand kam, hatte er das Zwergenhaus weit hinter sich gelassen. Prestissimo steckte nicht auf. Er war schließlich ein richtiger Postrabe und richtige Postraben trugen ihre Briefe immer aus, außer manchmal, wenn sie die Adresse verfehlten. Also setzte er seine Rotorflügel wieder in Gang und schoss abermals davon. Das Zwergenhaus kam wieder näher. Es wurde größer und größer. Doch Prestissimo schaffte es auch diesmal nicht seinen Flug rechtzeitig zu stoppen. Mitten in einer Tanne nahm sein Zustellversuch ein jähes Ende. Prestissimo schüttelte seine Federn. Hui, wie die Nadeln piksten. Aber wer so ein richtiger Postrabe war, der nahm es auch mit den größten Widrigkeiten auf! Vorsichtig befreite er sich aus den Zweigen der Tanne und ließ sich zu Boden gleiten. Vielleicht sollte er den Brief zu Fuß zustellen? Es musste ja nicht unbedingt per Luftpost sein. Prestissimo hüpfte, stolperte und verhedderte sich im Gestrüpp. Er gab aber nicht auf und kämpfte sich weiter vorwärts. Als er aber einen Fuchs durchs Unterholz schleichen sah, verließ ihn der Mut. Der Brief musste ja nicht unbedingt zu Fuß zugestellt werden. Es gab ja noch die Luftpost. Der Postrabe ließ seine Flügel rotieren und nahm richtig Schwung. Das Zwergenhaus flog unter ihm dahin. Prestissimo versuchte zu bremsen. Doch so sehr er sich bemühte, sein Bremsschwung zeigte keine Wirkung. Er sauste und sauste und auf einmal machte es plumps! Diese Küche kannte er doch! Nur die Schüssel mit dem Mehl, in der er saß, gab ihm Rätsel auf. Da sagte jemand zu ihm: "Was muss ich sehen. Du hast den Brief ja immer noch im Schnabel" Prestissimo nickte schuldbewusst. "Gut, dann muss ich eben auf Adagio zurückgreifen", brummte der Osterhase, "der Brief muss ja nicht unbedingt als Eilsendung zugestellt werden." Und dann rief er seinen zweiten Postraben.
Ungefähr zehn Minuten später kam Adagio in die Küche getrippelt. "Wo kommst du denn jetzt erst her?", fragte der Osterhase kritisch. "Von nebenan aus der Sofaecke", antwortete Adagio knapp. Der Osterhase übergab ihm den Brief an Puh. "Aber beeil dich", ermahnte er ihn. "Beeilen und Adagio! Du kannst manchmal ganz schön komisch sein. Du solltest Puhs Hilfe besser fürs nächste Osterfest benötigen. Bis dahin hat Adagio die Sendung bestimmt ausgetragen", spottete Prestissimo. "Wenigstens schieße ich nicht andauernd übers Ziel hinaus, wie andere Postraben", konterte Adagio. "Stimmt", gab Prestissimo ungerührt zurück, "du erreichst dein Ziel erst gar nicht." Ungeachtet dessen machte sich Adagio auf den Weg. Der Osterhase sah ihm lange zweifelnd hinterher. Nach vierzig Minuten konnte er endlich keine schwarze Feder mehr erblicken.
Zehn Tage später: Puh und Wuschel saßen in der warmen Frühlingssonne auf der Gartenbank. Vor sich hatte jeder der Wichtel ein Stück Himbeertorte und in der Mitte des Tisches stand ein Töpfchen Sahne. "Was für ein herrlicher Frühlingstag", sagte Wuschel versonnen und Puh nickte. Da fiel etwas Schwarzes vom Himmel und stürzte in den Sahnetopf. "Weiter hätten mich meine Flügel nicht mehr getragen", hauchte Adagio erschöpft und ließ den Brief aus seinem Schnabel gleiten. "Ein paar Zentimeter weiter wären schon wünschenswert gewesen", murmelte Wuschel. "Da bin ich anderer Meinung", strahlte Adagio und putzte freudig schmatzend sein Gefieder. "Du Wuschel, der Brief hier ist vom Osterhasen", war Puh aufgeregt. "Was schreibt er denn?", erkundigte sich der Kobold. Puh murmelte in seinen Bart: "Schwere Ehekrise, Abstand, Auszeit, Frau weg - ach hier kommt es. Wir sollen uns um die Schokoladeneier und die Osterplätzchen kümmern." "Jetzt noch? Bis Ostern sind es ganze drei Tage", war Wuschel entsetzt. "Mmmhhh, ihr habt also noch genügend Zeit. Ich hab' mich schließlich beeilt." Adagio war sichtlich stolz. Er entstieg zufrieden dem Sahnetopf und machte sich auf den Rückweg. Puh sah ihm lange nach. Vierzig Minuten später war die letzte schwarze Feder verschwunden. "Komm Wuschel. Wir gehen in meine Küche. Der Osterhase braucht uns."
Bald darauf war geschäftiges Werkeln aus der Zwergenküche zu hören. Das lockte Pünktchen ans Küchenfenster. Das neugierige Reh hätte zu gerne gewusst, was sich dort abspielte.
"Wir haben einen Zuschauer", meinte Wuschel, der es bemerkte. Puh hetzte zum Fenster und zog die Gardinen zu. Pünktchen war enttäuscht. Es trabte um das Zwergenhaus herum. Puh hatte vergessen das Schlafzimmerfenster zu schließen. Welch ein unverhoffter Glücksfall. Das Reh rief: "Willy! Willy! Willy!" "Was ist denn los?", fragte der Kauz verschlafen und schüttelte sein Gefieder. "Weiß ich auch nicht", erwiderte das Reh, "deshalb habe ich dich doch geweckt." Der Kauz flog von der Kastanie. "Im Zwergenhaus tut sich jedenfalls was", erklärte Pünktchen, "und Puh will nicht, dass wir erfahren was es ist. Als ich in die Küche schauen wollte, hat er einfach die Gardinen zugezogen." "Und was soll ich deiner Meinung nach jetzt machen. Durch die Vorhänge durchsehen?", fragte Willy verärgert. Wie schön kuschelig war es doch unter seiner pinkfarbenen Bettdecke gewesen. Der Kauz wünschte sich, er würde noch darunter stecken. "Sei nicht albern. Wenn ich schon mal einen Plan habe, dann kannst du dich auch drauf verlassen, dass er genial ist", sagte das Reh stolz, "schlüpf durch das angeklappte Schlafzimmerfenster ins Zwergenhaus."
"Komische Eier", sagte Wuschel und sah auf die würfelförmigen Exemplare, die Puh in buntes Papier einschlug. "Das ist eben künstlerische Freiheit", brummelte der Wichtel, "wer hat eigentlich das Gerücht in die Welt gesetzt, das ein Ei immer eiförmig sein muss." "Wie du meinst", sagte Wuschel. "Na ja, vielleicht könnte sie Willy mit seinem Schnabel ja in die richtige Form bringen?" "Was ist mit mir? Wenn ich was für dich tun soll, wäre es sehr hilfreich, wenn du mich aus dem Fensterspalt befreien könntest!" Puh lief ins Schlafzimmer. Im angeklappten Fenster hing das Käuzchen fest. "Warte mal, ich hole die Leiter", sagte Puh. Als er um das Haus herumrannte, entdeckte er Pünktchen. "Hat das etwa was mit dir zu tun?", fragte der Wichtel das Reh. "Das? Wie kommst du darauf! Willy wollte nur mal probieren, ob sein Bäuchlein kleiner geworden ist. Er ist nämlich auf Frühjahrsdiät", flunkerte Pünktchen. "Aha, und das misst er in meinem Fensterspalt", lachte Puh, der dem Reh diese Geschichte nicht abnahm. Der Zwerg kletterte auf die Leiter. "Pünktchen, hab' ich dir eigentlich schon die Geschichte von der neugierigen Maus erzählt, die unbedingt wissen wollte, was passiert, wenn sie nach dem Käsestückchen schnappt?", fragte er. "Nicht dass ich wüsste", erwiderte das Reh. "Also, das war so ..." "Hört auf zu quasseln und holt mich endlich hier raus! Ir müsst doch denken mir macht das Spaß", beschwerte sich Willy und sicherlich hätte er den beiden vorwurfsvolle Blicke zugeworfen, wenn sein Hintern hätte blicken können. Puh zog vorsichtig an Willy. Bald war der Kauz befreit. Brummelnd setzte er sich auf die Fensterbank. "Wie war das nun mit der Maus?", wollte das Reh wissen. "Ich erzähle dir die Kurzfassung: Sie steckte in der Falle, genau wie unser Willy", lächelte Puh. "Das war's schon?", war Pünktchen enttäuscht. "Ja! Und nun lasst uns in Ruhe werkeln", mahnte der Zwerg und ging zurück ins Haus. Als Erstes schloss er das Schlafzimmerfenster. Womöglich kehrte Zwitschi bald von seinem Ausflug zurück und passte durch den Spalt.
"Hast du mal nach meinen Plätzchen gesehen?", erkundigte sich Puh. "Meinst du die?", fragte Wuschel traurig und deutete auf ein Backblech mit verbrannten Häschen. Puh nickte. "Du hast nichts gepfiffen, als du rausgegangen bist. Mir ist erst aufgefallen, dass was im Ofen ist, als es schon zu spät war." Puh besah sich die Bescherung. Besonders weit waren sie nicht gekommen. Ein paar verbrannte Plätzchen und viereckige Eier. Na dann, frohe Ostern, dachte der Zwerg. "Guck mal", sagte Wuschel, "ich hab's jetzt raus." Damit zeigte er stolz auf einen kleinen Haufen Schokoladeneier. Puh schöpfte wieder Mut und griff nach den Ausstechförmchen. Wenn Wuschel eiförmige Eier produzieren konnte, dann konnte er auch goldbraune Plätzchen backen. Noch ein kräftiger Schluck Milch und dann stach Puh ein Blech Lämmchen aus.
"Meine schönen Federn. Alles zerzaust. Und das nur, weil du so neugierig bist und ich viel zu gutmütig", beklagte sich der Kauz. "Tut mir leid. Ich habe gedacht, du passt da durch. Aber ich habe deinen Umfang völlig unterschätzt." Willy funkelte das Reh wütend an. "Beruhige dich wieder! Dort oben steht ein Bodenfenster offen. Vielleicht probierst du es dort noch einmal? Auf jeden Fall passt du da durch", versuchte das Reh Willy zu motivieren. "Vergiss es!", keuchte der Kauz, "Ich tu dir keinen zweiten Gefallen! Probier's doch bei Zwitschi. Da hinten kommt er nämlich. Ich gehe in mein Nest und für dich bin ich heute nicht mehr zu Hause." Pünktchen achtete nicht weiter auf das Geschwätz des Käuzchens. Gebannt starrte es auf Zwitschi, der in den Garten segelte.
"Du Zwitschi, die brüten was Geheimes aus im Zwergenhaus. Könntest du mal eben durch das offene Dachbodenfenster einbrechen und gucken, was da vor sich geht?" Aufgeregt trat das Reh von einem Fuß auf den anderen. "Geheim? Ausbrüten? Wie interessant", freute sich der Vogel und erhob sich. Schnell war er durch das Fenster verschwunden.
"Ich höre unheilvolles Rumpeln auf dem Dachboden", sagte Wuschel. Puh nickte und legte seinen Finger auf den Mund, um seinem Wichtelfreund zu bedeuten, dass er still sein sollte. "Klingt nach Zwitschi", flüsterte er ihm ins Ohr. Dann pirschte er sich vorsichtig die Stufen der Bodentreppe hoch und verschloss die Tür. Da konnte Zwitschi dort oben toben, wie er wollte. Puh konnte es egal sein. "Kannst du vielleicht das Bodenfenster zuhexen? Dann steckt Zwitschi in der Falle und wir haben nachher unsere Ruhe, wenn wir die Eier und die Plätzchen auf den Handwagen verladen wollen", fragte Pu, als er wieder in der Küche war. "Kein Problem", lächelte Wuschel und wackelte mit den Fingern. Kleine blaue Rauchschwaden stiegen aus seinen Nasenlöchern hervor und grüne Funken sprühten aus seinen Ohren. "So das müsste es gewesen sein", stellte er zufrieden fest. Puh lauschte angespannt. Es polterte und fluchte: "So ein Mist, jetzt bin ich hier oben gefangen. Pünktchen soll sich bloß nicht einbilden, dass ich ihm noch mal einen Gefallen tu', na ja, zumindest für heute war das der Letzte." Dann hörten sie, wie sich ein kleiner Schnabel an der Holztür zu schaffen machte. Es würde Ewigkeiten dauern, bis Zwitschi ein Loch gehackt hatte, das groß genug für ihn war. Und Ewigkeiten brauchten sie nicht mehr, es sei denn ... "Du Wuschel? Hast du an meine Plätzchen gedacht?", erkundigte sich Puh. Der Kobold riss den Backofen auf: "Meinst du die da?", fragte er und hielt Puh ein Blech mit verbrannten Lämmchen unter die Nase.
Drei Stunden später hatten sie trotz aller Widrigkeiten alles fertig. Puh und Wuschel verpackten die Schokoladeneier und die goldbraun gebackenen Plätzchen in Körbe und stellten sie auf den Handwagen. Zu ihrer Überraschung hatte sich Pünktchen verkrümelt und auch von Willy war nichts mehr zu sehen. Blieb nur noch ein Problem - Zwitschi. Sie konnten ihn nicht auf dem Dachboden lassen. Das hatte er nun auch wieder nicht verdient. Puh befüllte eine große Schale mit Sonnenblumenkernen und stellte sie auf den Küchentisch. Daneben platzierte er ein Tellerchen Rosinen und ein Schälchen mit Schokopudding. "So Wuschel, die Falle ist perfekt", war Puh stolz auf sich, "du gehst schon mal raus. Ich werde Zwitschi die Bodentür öffnen und komme dann nach." Als der Zwerg die Tür aufgeschlossen hatte, sauste Zwitschi an ihm vorbei hinunter in die Küche. Auf leisen Füßen schlich Puh ihm nach. Sein Plan funktionierte. Zwitschi ging im in die süße Falle. Der kleine blaue Vogel hatte vollkommen vergessen, weswegen er das Zwergenhaus eigentlich geentert hatte. Vorsichtig pirschte sich Puh hinter dem Rücken seines gefiederten Mitbewohners, der gerade im Schokopudding herumschnabelte, zur Tür. Tür auf, Tür zu und vorsichtshalber den Schlüssel umgedreht. Nicht, dass Zwitschi noch auf die Idee kam, ihnen zu folgen. Der kleine Vogel konnte ja im Zwergenhaus herumtoben. Puh musste es egal sein. Lieber eine verwüstete Küche, als dass Zwitschi keine Osterüberraschung hatte.
Wuschel und Puh folgten der Wanderkarte, die der Osterhase seinem Hilferuf beigefügt hatte. Es wurde schon langsam dunkel. "Ich glaube, wir schaffen es nicht, bevor die Nacht hereinbricht", mutmaßte Wuschel, "wahrscheinlich nicht mal, bis Ostern. Der Brief wurde dir ja auch erst nach zehn Tagen zugestellt." "Ich finde, den Postraben sollten wir nicht als Maßstab nehmen. Der war nämlich ganz schön flügellahm. Da hätte der Osterhase ebenso gut eine Postschnecke losschicken können", meinte Puh. Da tauchte ein Lichtschimmer vor ihnen auf. "Das wird doch nicht etwa das Haus des Osterhasen sein?", fragte Wuschel verblüfft. "Na klar ist es das, siehst du nicht den Schornstein, der wie zwei Hasenohren geformt ist", lachte Puh. Und da trat der Osterhase persönlich vor die Tür: "Da seid ihr ja endlich! Ich dachte schon Ostern müsste dieses Jahr ohne Schokoladeneier und Plätzchen stattfinden." "Du mäkelst an den Falschen herum. Dein Brief hat uns schließlich erst heute Morgen erreicht", erklärte Puh. "Adagio!", schrie der Hase aufgebracht. Doch der Rabe konnte ihn nicht hören. Er war noch weit, sehr weit, genauer gesagt viel zu weit vom Osterhasenhaus entfernt. "Ich werde ihn in zehn Tagen noch mal rügen", versprach der Osterhase. Dann nahm er die Körbe dankbar entgegen und lud Wuschel und Puh ein über Nacht zu bleiben.
Früh am Morgen fuhr der Zwerg schreckensbleich aus seinen Träumen hoch: "Verflixt und zugewichtelt! Ich habe Zwitschi vergessen! Mit einem Satz war er aus dem Bett. Er riss die Wanderkarte an sich und raste davon. Wuschel und der Osterhase blickten ihm erstaunt hinterher. "Ein Postzwerg wäre auch nicht ganz schlecht", überlegte der Osterhase. Keuchend und völlig ermattet vor lauter Erschöpfung riss Puh die Tür zum Zwergenhaus auf. Zwitschi lag in der Schale, inmitten der restlichen Sonnenblumenkerne. Er hatte sich so vollgefressen, dass er am Ende nicht mehr hochgekommen war. "Was machst du denn da?", fragte der kleine blaue Vogel und sah Puh verwundert an. "Heimkommen", antwortete der knapp. "Übrigens, endlich stand mal eine angemessene Portion für mich auf dem Tisch", bemerkte Zwitschi, "ich bin nämlich rundum satt geworden." "Vor allem rund", lachte Puh.
Am Ostersonntag lagen vier mit roten Herzen bemalte Pappeier im Zwergengarten. "Das sind bestimmt noch die Auswirkungen der Ehekrise", dachte Puh. Ungeachtet der Herzen quengelte Zwitschi. "Mach's mir bitte auf, ich komm nicht dran." "Einverstanden", sagte Puh und öffnete Zwitschis Pappei. "Sag mal Puh, die Kekse riechen, wie es vor ein paar Tagen in deiner Küche gerochen hat", meinte der Vogel. "Der Osterhase hat bestimmt mein Rezept geklaut!", zeigte sich Puh erbost, "wenn ich den an den Ohren zu fassen kriege." "Kriegst du aber nicht", schmunzelte Zwitschi, "keiner kann wissen, wo der Osterhase wohnt." "Wie recht du doch hast", sagte Puh und hatte alle Mühe ein leichtes Lächeln zu unterdrücken.